Herzlich Willkommen im Waldkindergarten

Was ist ein Waldkindergarten?

„Heute sind wir Gast im Wald, im grünen Zauberreiche…“, so heißt es in einem Begrüßungslied aus dem Waldkindergarten. Hier gibt es keine Türen, kein Dach, keine Wände — unser Spielplatz ist der Wald.
Mit seinem wiederkehrenden Rhythmus im Jahreskreis vermittelt uns der Wald tiefgreifende sinnliche Eindrücke. Er lädt uns ein Gast zu sein, seine Gegebenheiten und Veränderungen im Jahreskreis wahrzunehmen, mitzuerleben und zu achten.
Täglich entscheiden die Kinder selbst, an welchem Platz im Wald sie spielen und Neues entdecken möchten. Immer mit dabei ist unser Wagerl mit Ersatzkleidung, Wasserkanister, Erste Hilfe Material und nützlichen Dingen, die wir zum Spielen und Forschen brauchen. Nur bei sehr schlechtem Wetter suchen wir unsere Waldhütte auf. Bei Sturm oder Gefahr im Wald gibt es eine Ausweichunterkunft.

Was spielen Kinder im Wald?

Im Waldkindergarten hat das Freispiel eine große Bedeutung. Der Wald selbst bietet Raum und Spielmaterial in Hülle und Fülle. In unserem Wagerl gibt es nur Seile, Töpfe und Sägen. Alles was die Kinder sonst für ihr Spiel brauchen, finden sie im Wald. Kinder sind die Experten des Spiels, sie sind Forscher und Entdecker. Im Spiel können sich die Kinder frei und individuell entfalten und entwickeln, egal ob aktiv als wilder Pirat, als kletternder Affe auf einem Baum oder ganz ruhig und vertieft in den Bau eines Mooshäuschens. So können sie das, was sie am meisten interessiert mit Ausdauer und Hingabe erleben und erforschen. So werden auch die Kreativität und Phantasie der Kinder gefördert.

Lernt man im Waldkindergarten auch was?

Durch den täglichen Aufenthalt im Freien erleben die Kinder die Natur und deren Gesetze am eigen Leib…sie spüren wie die Natur nach dem Winter erwacht, sie stampfen durch matschige Pfützen, hören das Rascheln des Laubes, beobachten die warmen Pustewolken aus ihrem Mund, die in der eisigen Luft aufsteigen.
Es werden Neugierde und ihr Wissensdurst geweckt und Verantwortungsbewusstsein für sich und ihre Umwelt gestärkt. Waldpädagogik ist Lernen mit allen Sinnen, denn nur was wir mit unseren Sinnen — Sehen, Riechen, Berühren … erfahren durften, werden wir in unserem Gehirn speichern.
Durch das intensive Beobachten der Kinder, können wir Interessen herausfinden und gemeinsam mit den Kindern Wissensfragen entwickeln. So entscheiden die Kinder selbstbestimmt und aus sich heraus, was sie lernen und wissen wollen.
Durch aktiven Austausch miteinander, das Formulieren eigener Spielideen und das Aufeinander Rücksicht nehmen entwickeln und verfeinern sich die Sozial- und Sprachkompetenzen der Kinder. Die Einzigartigkeit und Persönlichkeit jeden Kindes werden respektiert, angenommen und gestärkt.

Ein Tag im Wald

(unser Tagesablauf aus Kindermund:)

Bringzeit

„Am Montag geht der Kindergarten los. Das ist der gelbe Tag. Der Tag im Wald beginnt schön. Da singen wir was. Zuerst kennen die Kinder noch gar nicht die Regeln.“

Die Kinder können gleitend gebracht werden. Von 7:30 Uhr bis 8:30 Uhr haben sie Zeit zum Ankommen und zum Freispiel. Ein Kind darf am Morgen den Morgenkreis herrichten. Um 8:30 Uhr ertönt die Glocke, die Kinder schnappen sich ihren Rucksack und es geht los in den Wald. Der Tag startet im Morgenkreis, wo wir jeden einzelnen begrüßen, zählen, wer da ist und wer fehlt, wir schauen auf unsere Wochenuhr, besprechen unsere Waldregeln und überlegen, an welchem Platz wir spielen wollen. Im Wald sind Regeln für einen sicheren Rahmen unerlässlich. Die Kinder dürfen unsere Regelkarten beschreiben und erklären, warum die Regeln für uns so wichtig sind. Dann werden die Kinder für die Tagesdienste, den Wagerlschieberchef und den Herzzwerg, der fürs Streitschlichten zuständig ist, ausgewählt — und schon kann es losgehen! Die Kinder laufen also nicht wild durch den Wald, sondern können sich auf vertrauten Spielraum freuen. Unser Tagesablauf ist rhythmisiert. Das gibt den Kindern Vertrauen und Sicherheit.

Freispiel

„Am liebsten spiel ich am Wasserspielplatz, da kann man Fische (Zapfen) angeln.“

Nach dem Morgenkreis haben die Kinder Zeit zum Freispiel. Im Waldkindergarten ist die Freispielzeit das Wichtigste. Hier können die Kinder ihre Umwelt entdecken, bauen, konstruieren, fühlen, balancieren, klettern, in Rollenspielen versinken — mal allein, zu zweit oder in einer größeren Gruppe. Sie dürfen sich zurückziehen und sich frei entfalten. Wo es notwendig ist, werden Spielimpulse gegeben. Außerdem unterstützt das Personal die Kinder auf ihrem Weg zu einer selbständigen und eigenverantwortlichen Konfliktlösung.

Brotzeit

„Da geht man zum Brotzeitplatz. Dann isst man. Vorher tut man Händewaschen mit Wasser und Lavaerde, weil die Hände sind dreckig vom Wald. Wenn alle da sind, packen wir aus und setzen uns auf das Sitzkissen. Dann sagen wir den Brotzeitspruch. Am liebsten mag ich die Räuber. Im Rucksack ist die Brotzeit drin und wenn man den Becher auspackt, kriegt man Tee."

Vor dem Essen werden die Kinder ruhig und lauschen auf die Töne des Waldes. Wir warten bis alle sitzen und ausgepackt haben. Gemeinschaft und gegenseitige Rücksichtnahme ist uns sehr wichtig. Deshalb beginnen wir die Brotzeit mit dem Ritual des Brotzeitspruches und beenden sie, wenn alle fertig sind, indem die Kinder selbständig einpacken und fragen, ob sie aufstehen dürfen. In der Brotzeitrunde ist Zeit für Gespräche, Entspannung und kleine Vorlese- oder Märchenrunden.

Pädagogische Aktivitäten und Projekte

„Ich mag es, wenn wir Malsachen dabei haben oder schnitzen.“

Auch im Wald bieten wir den Kindern eine Vielzahl an Beschäftigungsmöglichkeiten an. Sie können wählen, an welchen Aktivitäten sie Teil haben wollen. Grundlage für die Aktivitäten sind die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder, die wir in Kinderkonferenzen erheben.

Kinderkonferenz

„In der Kinderkonferenz malen wir, was uns interessiert und was wir schon alles wissen oder was wir wissen wollen.“

In den Kinderkonferenzen gestalten die Kinder ihren Kindergartenalltag. Es werden Interessensschwerpunkte gesammelt, Wünsche geäußert und Projekte geplant.

Rückweg und Abschlusskreis

„Im Abschlusskreis machen wir das Stimmungsbarometer. Wie mir der Tag gefallen hat. Dann sagt der Herzzwerg, ob er viel Arbeit hatte und wir singen ein Abschlusslied.“

Vor dem Rückweg wird beim Abschlusskreis ein deutlicher Schlusspunkt gesetzt. Die Kinder reflektieren kurz den Tag, dürfen von ihren Erlebnissen berichten und Emotionen benennen. Die Gruppe überlegt, wie der nächste Tag werden soll. Der Tag endet mit einem Abschlusskreislied und wir reichen uns noch einmal die Hände. Zur Abholung verabschiedet sich jedes Kind persönlich von allen Betreuern.